Mobbing: „Terror mit fatalen Folgen“
„To mob somebody“ wird übersetzt in „jemanden umringen.“ Heute wird das Wort auch durch seine starke mediale Präsenz für allgemeine und gewöhnliche Konflikte genutzt. Doch um von Mobbing sprechen zu können, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein. Insgesamt wird Mobbing als negative kommunikative Handlungen von einer oder mehreren Personen (Täter), die gegen eine Person (Opfer) gerichtet sind.
Diese kommen über einen längeren Zeitraum, mindestens ein halbes Jahr, vor und kennzeichnen somit die Beziehung zwischen Täter und Opfer. Wichtig ist dabei, dass die angegriffene Person dabei unterlegen ist bzw. durch den Prozess des Mobbings unterlegen wird. Die Person wird systematisch, mindestens einmal pro Woche und mit dem Ziel oder dem Effekt des Ausstoßens aus einer Gruppe direkt oder indirekt angegriffen.
Mobbing kann potenziell jeden betreffen und die Methoden des Mobbings sind sehr unterschiedlich. Vorenthalten von Informationen und ungerechtfertigte Abmahnungen kommen besonders im Arbeitskontext vor. Des Weiteren kommt es oft zur Isolation des Gemobbten, indem z. B. keiner mit dem Mobbingopfer spricht oder den Raum verlassen, sobald das Opfer zur Tür hereintritt. Angriffe auf die Person und ihre Privatsphäre, wie z.B. von anderen lächerlich gemacht werden und Witze über das Privatleben machen, gehören genauso wie verbale Drohungen bis hin zur Androhungen und der Ausübung von körperlicher Gewalt zu den Methoden des Mobbings.
In dem deutschen Film “Homevideo“ werden von dem 17-jährigen Jakob über ein soziales Netzwerk im Internet private Videoszenen verbreitet. Hier findet das Mobbing mithilfe des Internets statt und wird somit auch als Cybermobbing beschrieben (Katzer & Fetchenhauer, 2007). Cybermobbing oder auch im englisch-sprachigen Raum Cyberbullying genannt, kann privat, z.B. via E-Mail oder öffentlich, z.B. in sozialen Netzwerken, erfolgen. Die Formen des Mobbings im Internet sind u.a. Schikane (Bedrohungen und Beleidigungen) und Verunglimpfungen (das Verbreiten von Gerüchten). Weniger häufig kommt es zu Betrug (das Vorgeben einer falschen Identität um den Ruf dieser Person zu schädigen), Verrat (Geheimnisse oder private Fotos und Videos verbreiten), Ausgrenzung (z.B. aus sozialen Netzwerken oder Computerspielgemeinschaften).
Folgen des Mobbings sind typischerweise physische und psychische Symptome wie Schlafstörungen, depressives Rückzugsverhalten, Reizbarkeit und Wutausbrüche, Versagensangst und Konzentrationsstörungen, sowie Kopf-, Rücken- und Nackenschmerzen. Bei Anhalten und Verstärkung des Mobbings können sich die Beschwerden extremer ausdehnen und sich zu psychischen und somatischen Krankheitsbildern entwickeln. Der Verlauf der Opfer ist meist eine depressive oder teilweise stark aggressive Verteidigungshaltung, die leider oft den Tätern zu Gute tut, indem das Opfer als Verursacher des Konflikts gesehen werden kann. Langfristige Konsequenz kann definitiv der Verlust des Vertrauens in zwischenmenschlichen Beziehungen sein. Spezialisten sprechen beim Mobbing von einem menschlich verursachten, absichtlich hervorgerufenen Beziehungstrauma. Schlimmstenfalls münden die Folgen im Suizid des Opfers, wobei das Ereignis des Mobbings an sich nicht ausschlaggebend ist, sondern das Verhältnis von objektiven, bedrohlichen Situationsfaktoren und individuellen Bewältigungsmöglichkeiten über die konkreten Folgen entscheiden.
Bei schwerwiegenden Folgen von Mobbing bzw. Cybermobbing ist meist eine Traumatherapie die Behandlung der Wahl.
Quellen:
Eichenberg, C. & Kühne, S. (2014). Einführung Onlineberatung und -therapie. München: Ernst Reinhardt.
Fischer, G. & Riedesser, P. (2009). Lehrbuch der Psychotraumatologie (4. Aufl.). München: Ernst Reinhardt.
Katzer, C. & Fechtenhauer, D. (2007). Cyberbullying: Aggression und sexuelle Viktimisierung in Chatrooms. In M. Gollwitzer, J. Pfetsch, V. Schneider, A. Schulz, T. Steffke, & C. Ulrich (Hrsg.) Gewaltprävention bei Kindern und Jugendlichen. (Grundlagen zu Aggression und Gewalt in Kindheit und Jugend, Band I, S. 123-138). Göttingen: Hogrefe.
Willard, N. E. (2007). Cyberbullying and Cyberthreats: Responding to the Challenge of Online Social Aggression, Threats, and Distress. Champaign, IL US: Research Press.
Filmempfehlung zum Thema Mobbing/Cybermobbing:
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